„Heute geh ich mich besuchen. Mal sehen, ob ich zu Hause bin.“ – Karl Valentin –
Selbst-Fürsorge– das ist für mich als 3-fache Mutter und Mental- und FitnessCoach ein zentrales Thema geworden! Ich war stets für alle da – emphatisch.mitfühlend.ermutigend.tröstend.unterstützend!
Aber irgendwann musste ich mir eingestehen, dass ich durch meinen Enthusiasmus anderen zu mehr Leichtigkeit und Lebensfreude zu verhelfen, der fürsorgende Blick auf mich selbst verloren ging. Meisterin darin zu sein, die Bedürfnisse und Stärken anderer zu sehen, birgt eben auch die Gefahr, sich selbst zu vernachlässigen. Und so musste ich lernen all die wundervollen Tipps und Ratschläge, die ich meinen Klienten gebe auch bei mir selbst besser anzuwenden.
Ich begann mich wieder vermehrt liebevoll um mich selbst zu kümmern, meinen Kopf frei zu machen, mich mit mir, meinen Gedanken und Glaubenssätzen auseinander zu setzen und mir selbst Mitgefühl entgegenzubringen;-)
Ich musste bewusst die Entscheidung treffen, JA zu mir und meinen Bedürfnissen zu sagen!
Viele meiner CoachingKlienten sagen: Ich möchte mich ja auch besser um mich kümmern. Aber wie mache ich das nur? Es gibt kein Patentrezept, das du einmal anwendest und dann läuft es für alle Zeiten. Vielmehr gilt es, kleine aber enorm wichtige Gewohnheiten aufzubauen, die dich dauerhaft daran erinnern, in deinem Alltag den Blick immer mal wieder auf dich und deinen Körper zu richten. Zu schauen, was du gerade brauchst und im nächsten Schritt eine kleine – aber wirkungsvolle Maßnahme zu ergreifen.
Die deutsche Psychoanalytikerin Luise Reddemann hat die Selbstfürsorge in für mich 5 wichtige Ebenen unterteilt.
1. Körperliche Fürsorge
Sich um seinen Körper zu kümmern ist eine große Komponente der Selbstfürsorge. Denn wenn du achtsam auf deinen Körper eingehst und ihn spüren lernst, kannst du für dich und deine Bedürfnisse besser sorgen. Du merkst dann zum Beispiel deine Verspannungen im Nacken oder im Rücken, deine flache Atmung und Verkrampfung im Kiefer, dir wird klar wie schnell und hastig du deine Nahrung herunter schlingst, wie viele Dinge du gleichzeitig zu erledigen versuchst oder du merkst eher, ob du wütend oder frustriert bist und warum.
Der Körper sendet dir täglich viele Signale – Du musst nur lernen ihm wieder zu zu hören;-)
Beginne die Dinge zu verändern, die du leicht und mit Freude in deinen Alltag integrieren kannst:
Spüre deinen Körper (Herzschlag, Muskeln, Atemung) bewusst beim Sport machen, indem du z.B. deinen Tag mit 15 min. Kraft- und Dehnungsübungen startest, deine freie Zeit nutzt, um eine Runde durch den Wald zu gehen oder zu joggen, dich auf dein Fahrrad zum nächsten See schwingst, deine/n Freund/in ermutigst sich mit dir gemeinsam in einem Fitnessstudio anzumelden etc.
Atme! Denn tiefe Atmung unterstützt deine Selbstwahrnehmung im Hier und Jetzt, sie dient der Entspannung und hilft dir Stress abzubauen.
Übung: Schließe deine Augen, lege deine Hand auf dein Herz und atme ein paar Mal ruhig ein und aus. Stell dir vor, wie du bei jedem Einatmen mehr Ruhe, Entspannung und Frieden einatmest und mit dem Ausatmen alle Anstrengungen, Sorgen und Lasten, die auf deinen Schultern liegen, abgibst.
Massiere dir abends deine Füße oder deinen Rücken mit einem Tennisball und spüre wie sich langsam aber sicher dein gesamter Körper dabei entspannt. Ausserdem ist es sehr wichtig sich ausreichend Schlaf zu gönnen. Denn wie wir alle wissen, werden wir durch Schlafmangel gereizter, machen mehr Fehler, werden unkonzentriert und vergesslich.
Gehe eine halbe Stunde früher ins Bett und stehe dafür auch eine halbe Stunde früher auf, um deine morgendlichen Übungen zu beginnen und energiegeladener in den Tag zu starten.
Nimm beim Essen bewusst wahr, wie schnell oder langsam du isst, wie oft du kaust und höre auf dein Sättigungsgefühl. Iss so langsam wie du nur kannst und mache dir die Nahrungsaufnahme voll bewusst.
Trinke täglich viel Wasser, damit senkst du unter anderem deine Müdigkeit und steigerst dein allgemeines Wohlbefinden.
Nimm dir zusätzlich 1-2x / Jahr Zeit, um für ein paar Tage zu fasten! Damit entleerst du deinen Darm und wirst wieder aufmerksamer, wachsamer und achtsamer, was in dir und deinem Körper vor sich geht!
2. Emotionale Fürsorge
Bei dieser Ebene geht es um mehr Achtsamkeit, was deine Gefühle betrifft. Es geht darum, den Ist-Zustand wahrzunehmen, das Hier und Jetzt wertefrei zu beobachten, ohne dich zu kritisieren oder in Grübeleien, Erinnerungen oder Zukunftsplänen gefangen zu sein.
Reddemann meint damit, dass es essentiell ist, sich mit den eigenen positiven wie negativen Gefühlen zu beschäftigen und sie wahrzunehmen.
Natürlich gehören auch die Lebensfreude und das Genießen zu dieser Ebene. Es musst nicht immer alles schwer, traurig und anstrengend sein;-)
Gebe deinen Gefühlen Raum und schenke ihnen Ausdruck, z.B. auf eine kreative Art wie malen, schreiben oder tanzen etc.
3. Intellektuelle Fürsorge
Selbstfürsorge startet im Kopf! Diese dritte Ebene der Selbstfürsorge, die von Reddemann beschrieben wird, meint die tatsächliche Auseinandersetzung mit den eigenen Gedanken. Sozusagen den schonungslosen und furchtlosen, aber auch wohlwollenden Blick auf das eigene Selbst.
Um die eigenen Gedanken zu hinterfragen, ist es notwendig, sie dir bewusst zu machen und sich dafür zu sensibilisieren. Denn deine Glaubenssätze und Überzeugungen, die dein Denken, deine Gefühle und letztlich deine Handlungen beeinflussen sind meist unbewusster Natur und ein Relikt aus deiner Vergangenheit. Dir müssen diese erst bewusst werden bevor du sie auflösen und auf positive Weise umformulieren kannst.
Wie viele Gedanken hegst du am Tag, die dich in deinem Leben unterstützen und vorwärts bringen?
Und wie viele stehen dir und deiner Persönlichkeitsentwicklung im Weg?
Was denkst du über dich selbst und deinen Körper?
Wie oft am Tag kritisierst du dich? Kennst du deine inneren Kritiker?
Wohin geht dein täglicher Blick? Beschäftigst du dich mit der Zukunft oder der Vergangenheit, schaust du auf die das halb leere oder halb volle Glas deines Lebens?
Sorgst du für dich und deine Bedürfnisse?
Ausserdem würde ich gerne noch einen weiteren Punkt zu dieser Ebene hinzufügen: Verlasse ab und zu deine Wohlfühlecken oder erweitere sie, wider deines unangenehmen Gefühls, und gebe dir die Chance zu wachsen. Denn dein Inneres will neue Erfahrungen machen und Herausforderungen annehmen, Neues entdecken und erlernen! Lerne z.B. eine neue Sprache, gehe auf Reisen, mach dich über etwas schlau, was du schon immer wissen wolltest und beginne deine Kreativität zu wecken und zu entdecken.
4. Soziale Fürsorge
Bei dieser Ebene geht es um die Menschen, mit denen wir uns umgeben. Für dich selbst zu sorgen, kann unter Umständen damit einhergehen, ein klares NEIN zu den Bedürfnissen anderer Menschen aussprechen zu müssen. Nein zu sagen lässt dich nicht zum hemmungslosen Egoisten werden. Sondern vielmehr zu einem auf sich selbst achtenden Menschen, dem bewusst ist, wie wichtig das eigene Wohlbefinden und die eigene Gesundheit ist.
Selbstfürsorge lässt dich Dinge tun, die du am wenigsten tun willst wie z.B. Loslassen, Grenzen kommunizieren, Konflikte offen ansprechen und aus dem Weg räumen, sich selbst treu bleiben oder für sich einstehen und sich anderen Menschen in seiner Persönlichkeit zu zeigen, ohne Angst, dass sie dich eventuell nicht mögen oder ablehnen könnten.
Es ist so wichtig, sich mit positiven Menschen zu umgeben. Menschen, bei denen du das Gefühl hast, dich nicht verstellen zu müssen und 100% du sein zu können.
Wie willst du mit deinen Mitmenschen umgehen und wie willst du, dass mit dir umgegangen wird?
Bist du von der Liebe und der Aufmerksamkeit anderer Menschen abhängig?
5. Spirituelle Fürsorge
Die letzte Ebene muss nichts mit Religion oder Meditation an sich zu tun haben. Sie richtet sich an dein tiefstes Inneres, dein wahres Selbst. Das Suchen nach dem Sinn, deiner Bestimmung und dem inneren Frieden in dir.
Du könntest z.B. damit beginnen Zeit in der Natur und mit dir ganz allein zu verbringen, die Stille und Ruhe genießen und es mit dir selbst auszuhalten, allein zu sein!
Alleinsein ist dein natürlicher Zustand und nur du selber kannst dich glücklich machen, niemand anders. Renn nicht vor dir selbst weg. Bleib stehen, mach die Augen zu, atme und fühle in dich hinein. Werde bewusst. Werde dir selbst bewusst!
Dann frage dich:
Brauche ich genau jetzt, irgendetwas oder irgendjemand außer mir selber, um glücklich zu sein? Frage dich das immer wieder und entspanne dich dabei.
Übe dich in Dankbarkeit und liste alles auf, für was du dankbar bist!
Fazit
Selbstfürsorge ist das stete Arbeiten an sich selbst und für mich nichts, was sich im Vorbeigehen und ohne die notwenige Achtsamkeit erarbeiten lässt. Selbstfürsorge ist auch kein einmaliges Ereignis, etwas, das mit einem Wellnesstag oder einem entsprechenden Seminar erledigt ist.
Es ist ein oft schmerzhafter und lebenslanger Prozess.
Es ist ein Prozess, der uns als Menschen immer wieder aufs Neue fordert, aber letztlich notwendig ist, damit wir bei uns selbst ankommen und uns dort auch wohl und geliebt fühlen können!
Entwickle eine innere Haltung, die Mitgefühl und Wertschätzung gegenüber dir selbst ausdrückt. Wenn du dich wertschätzt, dann gehst du auch automatisch gut mit dir und andere Menschen um. Dann nimmst du deine eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Ressourcen ernst und arbeitest automatisch an deinem Wunsch, körperlich, seelisch und geistig nicht nur gesund zu bleiben, sondern auch glücklich und erfüllt zu sein!
Ich wünsche Dir für das Jahr 2020 mehr Mitgefühl, Freundlichkeit, Gleichmut und vor allem Freude mit dir selbst!
Alles Liebe
Cathrin
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