Osteuropa. Rumänien. Arad. Die Stadt in der ich geboren wurde. Es ist eine kleine Stadt am Fluss „Mures“. Die Fassaden, der ehemals prachtvollen Altbauten sind zum größten Teil heruntergekommen, was einerseits traurig aber andererseits auch einen gewissen Flair erzeugt. Den „Ostblock-Flair“. Die Gebäude sind mit prachtvollen Toren bestückt, die den Weg in schier endlose Hinterhöfe öffnen.

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Die Menschen leben hier zwischen Tradition und Fortschritt. Je nachdem wo man sich gerade in der Stadt befindet, fühlt man sich als ob die Zeit stehen geblieben wäre oder als ob man Deutschland nie verlassen hätte.

Der Trend zur pflanzlichen Ernährung ist mittlerweile auch in Osteuropa angekommen, den europäischen Ländern mit dem höchsten Fleischkonsum pro Kopf. Während es in Großstädten wie Bukarest bereits eine Vielzahl an vegetarischen und veganen Restaurants gibt, ist es für eine kleine Stadt wie Arad nicht selbstverständlich. Bei meinem letzten Besuch vor etwas über 2 Jahren, gab es ein veganes Restaurant in der Stadt, umso erfreulicher bei meinem jetzigen Besuch festzustellen, dass sich ein zweites Restaurant, das „BioSweets“ ganz in der Nähe dazugesellt hat.

Genau wie das erste Restaurant „VeganTime“ hat sich das BioSweets auf das Mittagsgeschäft spezialisiert. Es gibt von Montag bis Freitag ein täglich wechselndes Menü, roh oder gekocht, Burger, Salate, Sandwiches und eine sehr schöne Auswahl an Rohkostkuchen und -torten.

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Raluca Tat, die Besitzerin des BioSweets hat schon als Kind nicht gerne Fleisch gegessen und daher schon früh angefangen das zu kochen, was ihr wirklich schmeckt. Ihre Gerichte fanden Anklang bei vielen ihrer Freunde, die sie auch immer wieder dazu ermunterten, doch auch für andere zu kochen. Und so hat alles angefangen, in Ralucas Küche zu Hause, wo sie auf Bestellung Gerichte zubereitete und diese anschließend an ihre Kunden auslieferte. Die Nachfrage war irgendwann so groß, dass sie schließlich ihre Bankkarriere, die sowieso nie ihre Berufung war aufgegeben hat, eine Ausbildung zur Ernährungsberaterin absolvierte und ihr  kleimg_0001ines, aber sehr feines Restaurant eröffnete.

Die Einrichtung ist geschmackvoll und typisch detailreich für eine vegane Lokalität. Die Gäste werden nicht nur mit leckeren Gerichten und Säften versorgt, sondern es stehen auch viele Bücher über den veganen Lifestyle zur Ansicht zur verfügung. Das Angebot wird so gut angenommen, dass Raluca  eine kleine Zweigstelle für Essen zum Mitnehmen in der Mall von Arad eröffnet hat.

img_0004Die Gäste sind überwiegend jünger und modern. Und dennoch verirren sich manchmal Menschen ins BioSweets, die offensichtlich etwas anderes erwartet haben. So kam zu Beispiel während meines letzten Besuches ein Zigeunerpärchen mit Kind ins Restaurant und haben an einem freien Tisch Platz genommen. Sogleich nahm sich Raluca der Familie an und erklärte ihnen freundlich, dass hier ohne Fleisch, Eier und Milch gekocht wird. Die Zigeunerin blickte Raluca erstaunt an und fragt daraufhin, ob sie wenigstens Fisch hätten, was sie auch verneinte. Daraufhin sprang der Mann vom Tisch auf und machte deutlich, dass er unter diesen Umständen auf keinen Fall bleiben werde. Insgesamt eine sehr amüsante Situation, auch für alle anwesenden Gäste…manchmal hält die Tradition eben dem Fortschritt stand. Aber bestimmt nicht für ewig….

Eure

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